Kudlich Hans, geb. 23.10.1823 in Lobenstein (Úvalno, Tschechische Republik), gest. 11.11.1917 in
Hoboken (USA), Politiker und Arzt.
Er wurde als "der österreichische Bauernbefreier" bekannt. Als jüngstes
Mitglied des österreichischen Reichstages, stellt er in dessen 3. Sitzung
am 26.7.1848 den Antrag über die "Aufhebung des bäuerlichen
Unterthängkeitsverhältnisses" und der bäuerlichen Lasten, wie Robot und
Zehent, der in abgewandelter Form am 7.9.1948 Gesetz wurde.
Als Teilnehmer an der Wiener Oktoberrevolution 1848 und am
pfälzischen Aufstand 1851 wurde Kudlich am 10.3.1854 in Abwesenheit
zum Tode verurteilt; er flüchtete in die Schweiz, wo er Medizin studierte.
Kudlich lebte nach seiner Ausweisung ab 1853 mit kurzen
Unterbrechungen bis zu seinem Tod als Arzt in den USA.
Dokumentiert sind diese und andere Stationen Hans Kudlichs Lebens in
der einmaligen Kudlich-Dokumentation am Stadlbauergut der Familie
Zauner in Neuhofen an der Krems.
Hans Kudlich selbst war nicht im Kremstal, aber Jahrzehnte nach seinem
Tod einige seiner Großnichten und Großneffen. Und das kam so:
Das Stadlbauergut in Neuhofen an der Krems ist nicht nur wegen der
erstmaligen urkundlichen Erwähnung 1308 eine Besonderheit, sondern
auch wegen der Tüchtigkeit und der Kreativität seiner Besitzer. Anders wäre
es wohl nicht zu erklären, dass Marianne Hampel, eine Großnichte des Bauernbefreiers, 1944 um ein
Lehrjahr in dem Vorzeigehof ersuchte. Marianne absolvierte dieses Jahr dann auch beim Stadlbauern
und kehrte Anfang 1945 wieder in ihre schlesische Heimat zurück. Kurze Zeit später wurde ihre
Familie aus ihrer Heimat vertrieben. Sie fand in Niederösterreich Unterkunft. Die Töchter jedoch hatten
wegen der russischen Besatzungsmacht große Angst. Marianne riskierte mit vier Geschwistern eine
abenteuerliche Flucht in das amerikanisch besetzte Oberösterreich. Sie fanden im Stadlbauergut
wohlwollende Aufnahme und mit ÖR Alois Zauner, dem geschichtsbewussten Besitzer des Hofes, einen
aufmerksamen Zuhörer vor allem über das Wirken ihres Großvaters Hans Kudlich.
ÖR Alois Zauner, der sich schon seit Jahren mit den Bauernkriegen beschäftigte, nahm in der Folge
Kontakt mit verschiedenen Kudlich-Nachfolgern auf, von denen viele in den USA leben.
ÖR Alois Zauner hat mit seiner Begeisterung und mit seinem Forschungsdrang auch seinen Sohn ÖR
Franz Zauner angesteckt. Der derzeitige Stadlbauer pflegt nicht nur das Kudlich-Erbe seines Vaters,
sondern führt es auch fort. Auf Betreiben von ÖR Franz Zauner wurde zum 175. Geburtstag des
Bauernbefreiers eine eigene Briefmarke herausgegeben. ÖR Franz Zauner lieferte dafür die
notwendigen Unterlagen.
Dabei stand am Beginn seines "Leben mit Kudlich" ein traumatisches Erlebnis:
Das Flugzeug, mit dem Franz Zauner 1970 erstmals zur Kudlich-Verwandtschaft nach Amerika fliegen
wollte, wurde in die jordanische Wüste entführt. Nach Freilassung der Passagiere wurde dieses
Flugzeug in die Luft gesprengt. Der damals 26jährige ließ sich trotz dieses dramatischen Zwischenfalls
nicht von seinem Vorhaben abhalten und flog mit einwöchiger Verspätung in die USA.
Allerdings hat ihn dieses Erlebnis nachhaltig geprägt.
ÖR Franz Zauner beschäftigt sich seit damals intensiv mit der Nah-Ost-Problematik und ist der
Meinung, dass die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit auf Dauer nicht unterdrückt werden kann.
Unverändert gilt für ihn auch heute noch der Satz Hans Kudlichs: "Der freie Mann allein kann der
Wächter der Freiheit sein."
Für ÖR Franz Zauner wird die Welt erst dann zum ersehnten Frieden finden, wenn Unterdrückungen
jeglicher Art überwunden werden.
Auszug aus einem Zeitungsbericht von Hermann Strommer
(gekürzt von Ernst Bimminger)
Stadlbauergut
Interessantes
Foto: Eduard Kaiser (wikipedia)